„Welchen customer pain point will ich adressieren?“
Was ist der größte Vorteil von strukturiertem Content? Was sind dabei die Voraussetzungen – und die größten Herausforderungen? Sven Krantz-Knutzen, Principal Technology Project & Program Manager bei Wolters Kluwer, im Interview.
Was ist aus Ihrer Sicht der größte Vorteil von strukturiertem Content?
Sven Krantz-Knutzen: Strukturierter Content erlaubt, den Informationsbedarf der Nutzer*innen besser und schneller zu beantworten. Mit nicht strukturiertem Content ist das Angebot auf einen mehr oder weniger langen Text beschränkt. Nutzer*innen müssen selbst herausfinden, wo die Antwort auf ihre Frage „versteckt“ ist. Eine einfache Strukturierung ermöglicht eine bessere Aufteilung von Content in Segmente, etwa „Zusammenfassung“, „Argument 1-n“, „Würdigung“, „Folge“, die z. B. durch entsprechende Überschriften verdeutlicht werden können und bereits Orientierungshilfe bieten.
Jede tiefergehende Strukturierung ermöglicht gezielte Abfrage nach und Präsentation von Informationen. Wird etwa die Autorin nur als Textzeile in einem ansonsten unstrukturierten Dokument benannt, kann ich über die Volltextsuche herausfinden, ob eine ihrem Namen entsprechende Zeichenfolge in diesem Dokument vorkommt. Habe ich aber die Information „Autor*in“ „ist“ „Name“, „Vorname“ strukturiert, kann ich diese Information anzeigen, kann ausgeben, dass „Name“ nicht nur enthalten ist, sondern eine Rolle („Autor*in“) hat, kann zwischen Personen gleichen Nachnamens unterscheiden usw.
Spielt man diese Strukturierung komplett durch, müsste ein*e Nutzer*in keinen Text mehr lesen, sondern könnte eine Frage direkt beantwortet bekommen. Dementsprechend ist die Frage, wie weit die Strukturierung gehen sollte, eine Frage, die unter Berücksichtigung von Kosten und Nutzen entschieden werden muss.
Worin besteht die größte Herausforderung beim Management von strukturiertem Content?
Sven Krantz-Knutzen: Welches Level an Strukturierung ist genau richtig, also weder zu viel noch zu wenig, und an welcher Stelle im Prozess kann ich dieses Level am sinnvollsten erreichen?
Strukturiere ich den Content zu stark, habe ich nicht nur vermeidbare Aufwände, sondern auch zusätzliche Komplexität im Contenthandling. Die Struktur muss nicht nur erzeugt, sondern auch gepflegt, verwaltet und qualitätsgesichert werden. Strukturiere ich zu wenig, kann ich nicht (komplett) davon profitieren.
Überfordere ich Autor*innen mit zu hohen Erwartungen an eine Strukturierung, ist das Ergebnis ein zu wenig. Das gleiche Ergebnis erziele ich aber, wenn ich es unterlasse, Autor*innen um Strukturierung in Bereichen zu bitten, in denen nur sie diese leisten können.
Im Endeffekt ist ein Mix von manuellen, halb-automatisierten und automatisierten Tätigkeiten notwendig, der sich strikt an den Produktanforderungen, also an dem Nutzen für die Endnutzer*innen orientieren sollte. Ein geschicktes Management erlaubt dabei Anpassungen im Produktbereich die nicht sofort eine Anpassung im Contentbereich nach sich ziehen. Das kann zum Beispiel dadurch passieren, dass eine Art API-Layer zwischen diese Contentwelten geschaltet wird.
Externalisiere ich dann noch Informationen, halte sie also nicht nur innerhalb eines Dokumentes vor, sondern als separat gespeichertes Wissen, kann ich aus vorhandenem explizitem Wissen neues Wissen generieren, in dem ich aus vorhandenen Beziehungen Schlüsse ziehe. Content Strukturierung hört für mich also nicht mit einem Dokument auf, sondern kann sich darüber hinaus fortsetzen.
Welche Voraussetzung muss ein Unternehmen schaffen, um diese Herausforderung zu meistern?
Sven Krantz-Knutzen: Das Wichtigste ist meiner Meinung nach, vom Ende her zu denken! Welchen customer pain point will ich adressieren? Wenn ich das nicht weiß, kann ich keinen Prozess designen, der bestimmte Informationen und Strukturen als Output liefert.
Des Weiteren muss ein Unternehmen agil denken: auf die genaue Ermittlung des Wertes, den ich für Kunden schaffen will, muss ein klassische Silos überwindendes Team schnelle Prototypen bauen, die dann in die Erprobung mit Kund*innen gehen. Nur so kann gewährleistet werden, dass nicht Produkte am Markt vorbei entwickelt werden.
Daneben braucht es dann an dritter Stelle die vielbeschworene „Subject Matter Expertise“ im Bereich Content-Strukturierung und -Management. Auf deren Solutiondesign basieren dann die im Endeffekt eingesetzten Tools, die Unterstützung für die Businessprozesse und die unterstützenden Funktionen und Services. Dabei gilt es natürlich immer, die sich ständig wandelnden Anforderungen aus den Bereichen Security und Privacy nicht nur im Blick zu haben, sondern pro-aktiv anzugehen.
Das Webinar mit Sven Krantz-Knutzen zum Thema: Mehrwert durch intelligente Contentstrukturierung
Termin: 22.09.2022, 9 Uhr
Thema: Warum muss ein Inhalt überhaupt strukturiert sein? Strukturiert bedeutet datengestützt. Die Strukturierung von Inhalten bildet damit die Grundlage für ein intelligentes und flexibles Content-Management. Sie stellen eine automatisierte Weiterverarbeitung des Inhalts (Ausleitung in ganz unterschiedliche Kanäle) mit geringem Aufwand sicher. Deshalb ist es wichtig, vorab Strukturmerkmale zu definieren, die für eine crossmediale Contentvermarktung wichtig sind. Dieser Prozess darf nicht technologiegetrieben sein, sondern sollte auf Produktkonzepten und Geschäftsmodellen beruhen.
Gesprächspartner: Xpublisher / Sven Krantz-Knutzen, Principal Technology Project & Program Manager bei Wolters Kluwer / Pascal Wissner, Product Owner bei Heise Medien / Heinold, Spiller & Partner